Als wir als Verein dieses Jahr im Februar unseren zehnten Geburtstag klein und fein im Büro gefeiert haben, war uns zu diesem Zeitpunkt nicht klar, was kurze Zeit später auf uns zukommen würde: Die Coronakrise, zu der wir gleich Empfehlungen abgegeben haben, hat unseren Arbeitsaufwand nicht nur massiv erhöht, sondern durch politische Gegebenheiten auch erschwert. Es jagt eine Verordnung die andere, mit der Kritik kommen wir kaum hinterher. Wir sind es gewohnt, mit solchen Situationen umzugehen, denn in den vergangenen zehn Jahren haben wir viele Innenminister*innen kommen und gehen sehen. Unsere Erfolge im Einsatz gegen Überwachungsmaßnahmen - wie die Vorratsdatenspeicherung oder den Bundestrojaner - haben gezeigt, dass wir aus dem politischen Diskurs nicht mehr wegzudenken sind.

Auch unser Einsatz auf europäischer Ebene in Sachen Netzneutralität ist tagtäglich für jeden spürbar: Die Gleichbehandlung der Daten ist nämlich nicht nur ein netzpolitisches Thema, sondern auch eines des Konsumentenschutzes. Unser größtes Anliegen jedoch ist immer die Wahrung der Grundrechte - und das auch im digitalen Raum. Unsere Privatsphäre und der Schutz unserer Daten ist für uns die größte Motivation, weshalb wir seit Jahren einen Zuwachs an Fördermitgliedern verzeichnen konnten. Doch leider fand das nicht in einem Ausmaß statt, das wir uns erhofft haben und den steigenden Aufwand unserer Arbeit widerspiegelt. 

Für eine aufgeklärte Gesellschaft

Rund 50% unserer Einnahmen kommen aus der Zivilbevölkerung: Durch einmalige Spenden, aber vor allem auch durch Fördermitglieder, die an unserer Arbeit interessiert sind und uns mit regelmäßigen Unterstützungsbeiträgen helfen. Der andere Teil unserer Finanzierung ergibt sich hauptsächlich aus projektbezogenen Förderungen, wie zum Beispiel unser „Handbuch Überwachung“, das bald erscheinen wird und die bisher beste Aufarbeitung der Überwachungsbefugnisse in Österreich liefert. Oder unsere laufende Beschwerde gegen die Speicherung von Fluggastdaten. In engen Grenzen erlauben wir auch Sponsorings von Firmen, aber den wenigsten Unternehmen sind Datenschutz und Grundrechte ein Anliegen. Der kleinste Teil unserer Einnahmen ergibt sich aus Honoraren für Vorträge oder Workshops. Diese Bildungsarbeit ist uns sehr wichtig, denn nur ein aufgeklärte Zivilgesellschaft kann ihre Rechte einfordern. 

Von diesem Teil könnten wir aber keinesfalls allein leben. Unsere Arbeit besteht zum größten Teil aus der Analyse von Gesetzen, dem Schreiben von Positionspapieren, parlamentarischen Begutachtungen, dem Erstellen von Studien und aufmerksam machen auf Probleme in der vernetzen Informationsgesellschaft. Wir haben zum Beispiel keinen Cent dafür erhalten, die „Stopp Corona“ App zu analysieren. Uns gibt auch niemand Geld dafür, wenn wir den politischen Playern freundlich nahelegen, wenn die von ihnen eingeschlagenen netzpolitischen Wege grundrechtsfeindlich sind. Das ist auch gut so, denn wir wollen weiterhin unabhängig bleiben. Wer uns in den letzten Jahren verfolgt hat, wird feststellen, dass wir mit allen Parteien und Institutionen Gespräche suchen und uns immer die Sache bzw. das Ziel ein Anliegen ist - parteipolitische Befindlichkeiten lassen wir außen vor.

Damit es epicenter.works auch weiterhin gibt

Unsere momentane finanzielle Lage sieht leider wenig erfreulich aus und so starten wir nun den Versuch, Geld auf die Beine zu stellen, um überhaupt dieses Jahr über die Runden zu kommen. Um genau zu sein, brauchen wir aktuell noch 82.446 Euro, damit es epicenter.works in der jetzigen Form bis Jahresende noch gibt. Am Besten in Form von Fördermitgliedschaften, um dem nächsten Jahr schon etwas mehr Planungssicherheit zu geben. Wenn wir das nicht gemeinsam schaffen, geht dem Verein leider im Herbst das Geld aus. Unser Überleben ist wichtig für die Demokratie in diesem Land. Es braucht einen Watchdog, der der Politik auf die Finger schaut und bei Grundrechtseingriffen aufschreit. Es braucht uns, um der überbordenden Überwachung einen Riegel vorzuschieben. Wir wollen einen transparenten Staat und keinen gläsernen Bürger. Wenn auch du genau das willst, dann unterstütze uns bitte JETZT

Übrigens kann man in unseren Transparenzberichten nachlesen, wie es mit unseren Ausgaben aussieht: Davon bezahlen wir hauptsächlich unsere Mitarbeiter*innen, von denen wir in Wirklichkeit viel mehr bräuchten. Wir haben viele Ehrenamtliche, doch wir brauchen ein Kernteam, um das Werk am Laufen zu halten. Miete und Internet müssen wir natürlich wie alle anderen auch bezahlen. Wir gehen verantwortungsvoll mit dem Geld, das uns anvertraut wird, um und legen das auch selbstbewusst offen. Spenden an unseren Verein sind leider nicht von der Steuer absetzbar, da Demokratie und Grundrechte keine begünstigten Zwecke in Österreich sind. 

Wir sind keiner Partei oder Firma verpflichtet, sondern nur den Grundrechten. Umso abhängiger sind wir vom Rückhalt aus der Bevölkerung. Werde jetzt Fördermitglied und stärke unsere Unabhängigkeit. Hilf uns eine starke Stimme für die Zivilgesellschaft zu sein!

Da du hier bist!

… haben wir eine Bitte an dich. Für Artikel wie diesen analysieren wir Gesetzestexte, bewerten Regierungsdokumente oder lesen Allgemeine Geschäftsbedingungen (wirklich!). Wir sorgen dafür, dass möglichst viele Menschen sich mit komplizierten juristischen und technischen Inhalten befassen und auch verstehen, dass sie große Auswirkungen auf unser Leben haben. Diese Arbeit machen wir aus der festen Überzeugung, dass wir gemeinsam stärker sind als alle Lobbyisten, Machthabende und Konzerne. Dafür brauchen wir deine Unterstützung. Hilf uns, eine starke Stimme für die Zivilgesellschaft zu sein!

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