Das war 2019: Transparenzbericht veröffentlicht
Covid-19 bedingt, veröffentlichen wir etwas verspätet den Transparenzbericht des vergangenen Jahres. 2019 war für epicenter.works sicher eines der herausforderndsten Jahre in vielen Belangen. Bis „Ibiza“ dominierten die EU-Themen Netzneutralität, Urheberrecht und PNR den inhaltlichen Alltag des Vereins. Mitten in der thematischen Hochzeit mussten die acht Mitarbeiter*innen des Vereins ungeplant im Februar 2019 die Büroräumlichkeiten wechseln, da der alte Mietvertrag nicht verlängert wurde. Wir fanden glücklicherweise ein günstiges Altbaubüro, im 9. Wiener Gemeindebezirk, das wir gemeinsam mit Datenschutz-Jurist*innen und einer befreundeten Anti-Korruptions-NGO beziehen konnten.
Nach „Ibiza“ änderte sich der Vereinsalltag schlagartig, da mit der Übergangsregierung unsere Vereinsaufgabe des „nationalen Public Watchdogs“ in den Hintergrund trat. Wir nützten die Zeit, um unser gefördertes Langzeitprojekt „Handbuch Überwachung“ und die strategische Klage gegen die Fluggastdatenspeicherung umzusetzen und uns verstärkt in EU-Themen einzubringen.
Trotz der wachsenden zivilgesellschaftlichen Hilfe durch Fördermitgliedschaften und Einzelspenden, konnte der Verein 2019 keinen Überschuss erwirtschaften und schloss das Jahr leider mit einem signifikanten [sechsstelligen] Minus ab. Wir mussten den Jahresverlust mit einem Teil der Rücklagen aus den Vorjahren ausgleichen. Die schwierige finanzielle Situation veranlasste uns ab Mitte 2019 vermehrt über unsere Medienkanäle um Spenden zu werben. Wir nahmen auch geförderte Projektarbeiten an, um den Verein finanziell abzusichern, um trotz der schwierigen Lage unabhängig weiterarbeiten zu können.
Positiv war, dass wir es trotz der schwierigen politischen und finanziellen Situation schafften, unsere Medienpräsenz gegenüber dem Vorjahr signifikant zu steigern. Wir nahmen an einigen großen Kongressen als vortragende Organisation teil und waren europaweit, einmal sogar in Kolumbien, bei vielen Podiumsdiskussionen zu netzpolitischen Themen vertreten. Durch diese Aktivitäten konnten wir unser internationales politisches Netzwerk weiter ausbauen und die Verbindungen zu anderen europäischen Grundrechts-NGOs vertiefen.
Die Erfolge
Mit unserer im Jänner 2019 erschienen Studie zur Lage der Netzneutralität in Europa konnten wir die Basis für eine faktenbasierte Debatte rund um die Reform dieses Themas liefern. Mit den aktualisierten Richtlinien im Juni 2020, machte sich diese langwierige Arbeit bezahlt. Gemeinsam mit Addendum konnten wir den Post-Skandal aufdecken, als Konsequenz verhängt die Datenschutzbehörde eine Strafe von 18 Millionen Euro für den börsennotierten Adresshändler. Unser Projekt zur Erarbeitung einer Plattformregulierung wird diskutiert und sich hoffentlich im Vorschlag für ein EU-Gesetz zur Regulierung großer Internetplattformen wiederfinden.
Auch wenn wir den Kampf um die EU-Urheberrechtsrichtlinie und die Uploadfilter in Artikel 13 verloren haben, konnte unsere europaweite Kampagne in einem Monat Laufzeit eine volle Woche Nettogesprächszeit mit den EU-Abgeordneten zustandebringen. Zuletzt hoffen wir mit unserem netzpolitischen Wahlbarometer einen Beitrag zur Aufklärung und informierten Wahlentscheidung geleistet zu haben.
Einen detaillierten Jahresrückblick kannst du hier lesen.
Das Finanzielle
Die zwei größten Einnahmequellen unseres Vereins sind Spenden von Fördermitgliedern und Einzelspender*innen aus der Zivilgesellschaft (31,45%), sowie projektbezogene Förderungen (26,18%) wie zum Beispiel das Handbuch Überwachung, die Netzneutralitätsstudie oder unser Vorschlag zur europäischen Plattformregulierung. Aus verrechneten Leistungen für Workshops und Vorträgen generierte der Verein letztes Jahr 9,27% seiner Mittel. Sponsorenverträge machten 5,08% der Einnahmen aus. Um jedoch, schmerzlicherweise, den Jahresverlust 2019 auszugleichen, mussten wir 28,02% aus den hart ersparten Rücklagen aufbringen.
Spannend ist jedoch, wofür wir das Geld verwenden. epicenter.works ist in den letzten zwei Jahren um rd. 30% gewachsen, da die inhaltliche Arbeit stark zunahm. 65,67% der Mittel flossen unmittelbar in Leistungen für statutarisch festgelegte Zwecke. 32,23% beträgt der Verwaltungsaufwand und 2,10% verwendeten wir für Öffentlichkeitsarbeit (OTS Aussendungen und Pressekonferenzen).
Die Medienpräsenz
Trotz des politischen Ausnahmejahres 2019 konnten wir unsere Gesamtreichweite (18,77 Mio.) mit insgesamt 432 Medienerwähnungen gegenüber dem Vorjahr wieder steigern. Web und TV sind dabei die größten Reichweitenträger. 17 Mal bat uns der ORF, davon sieben Mal in ZIB Formaten (Marktanteil über 40%), um unsere Einschätzungen. Speziell Anfang des Jahres konnten wir unsere Positionen über den Datenskandal der Post, unsere Netzneutralitätsstudie sowie auch die Debatte rund um die europäische Urheberrechtsreform in die breite Öffentlichkeit tragen.
Öffentliche Auftritte und Highlights
Immer öfter werden wir auch gebeten, Vorträge oder Einschätzungen zu Datenschutz, staatlicher Überwachung und Privatsphäre zu geben. 2019 waren es fast doppelt so viele Einladungen gegenüber dem Vorjahr. Mit 124 Auftritten, davon 32 international, konnten wir die netzpolitischen Themen interessierten Zuhörer*innen näherbringen. Der größte Anteil davon waren Vorträge/Keynotes (39), Podiumsdiskussionen und Workshops. Wir besuchten auch viele Community Events und konnten uns so noch stärker vernetzen. Ein Highlight 2019 war aber sicher der Auftritt bei der Demonstration gegen Artikel 13 (heute Artikel 17) in Wien, der mit über 6.000 Demonstrant*innen bei uns Erinnerungen an die ACTA-Demonstrationen weckt.
Publikationen
Der Blog auf unserer Website ist das Herzstück unserer Arbeit. Hier entstand mittlerweile ein großer Fundus an netzpolitischem Wissen der letzten zehn Jahre. 2019 waren es 47 Blogposts, also fast wöchentlich einer. Neben der Öffentlichkeitsarbeit auf unserer Website verfassten wir trotz „Ibiza“ und Expert*innen-Regierung zehn juristische Stellungnahmen zu Gesetzesvorlagen, schrieben neun Policy Papers/offene Briefe und richteten über „Frag den Staat“ mit 21 Eingaben sehr viele lästige Fragen an Behörden und Regierung.
Fleißig, fleißig
Wie man anhand der Zahlen unschwer erkennt, bemühen wir uns sehr, die uns zur Verfügung stehenden Mittel so effizient und zielgerichtet wie möglich auszugeben, weshalb wir auf Werbung verzichten und das Geld lieber in inhaltliche Arbeit investieren.
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Der gesamte Transparenzbericht steht auf Deutsch und Englisch zum Download bereit.
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