Wie kann man selbstbestimmt mit digitaler Technik umgehen – sowohl im Arbeitsalltag als auch privat? Wie schützt man seine Daten in der Praxis vor Kriminellen, großen Firmen oder staatlicher Überwachung? Der souveräne Umgang mit Technik ist epicenter.works ein Herzensanliegen. Wir freuen uns daher ungemein, das geballte Wissen aus unseren 13 Jahren Vereinsarbeit endlich breiter in die Bevölkerung tragen zu können.

Mitschnitt der Pressekonferenz am 11.07. zum Start der ecpicenter.academy:

Trotz der vielen Workshops und Vorträge, die wir über die Jahre für Schulen, Vereine, Gewerkschaften und in der Lehrer:innenfortbildung abgehalten haben, konnten wir immer nur einen Teil der vielen Anfragen an uns bedienen. Das Kernteam unseres Vereins war einfach zu klein und die politischen Arbeit zu fordernd, um der Bildungsarbeit gerecht zu werden. Mit diesem Bewusstsein haben wir im Dezember 2021 angefangen die epicenter.academy aufzubauen und konnten mithilfe der Arbeiterkammer Niederösterreich und deren Projektfonds Arbeit 4.0 bereits 1.100 Lehrlinge an Berufsschulen ausbilden.

Die neue Organisation soll sich explizit nur um das Bildungsthema kümmern. Mit speziell geschulten Trainer:innen wollen wir unabhängig von Firmen und Parteien neutrales Wissen anbieten, um die Kompetenzen der Bevölkerung in der Digitalisierung zu steigern. Wir wollen Menschen dazu in die Lage versetzen selbstbestimmt mit ihren Daten und digitaler Technik umzugehen. Bei uns werden praktische Tipps zum Selbstschutz genauso lebensnah beigebracht wie Alternativen zu Big Tech. Unser Ziel ist eine gerechtere Digitalisierung, die die Menschen in den Mittelpunkt rückt.

Vorbild unserer Struktur sind die Anti-Rassismus Trainings des Vereins Zara. Wir haben ebenfalls ein Unternehmen gegründet, dass sich ausschließlich dem Bildungsbereich widmen soll. Wir wollen Trainings an Schulen mit Angeboten an Firmen querfinanzieren. Ein besonderer Fokus wird demnächst auf Gruppen mit Berufsgeheimnissen liegen.

„Das Projekt Digitale Selbstverteidigung ist ein wichtiger Beitrag zur (digitalen) Aus- und Weiterbildung jugendlicher und junger Erwachsener. Das Projekt entspricht somit den Zielsetzungen des AK-Zukunftsprogrammes in höchstem Maße.“, sagt Bettina Heise, die Direktorin der AK NÖ.

Die erstellten E-Learning Angebote sind unter einer Creative Commons Lizenz frei verfügbar für alle Menschen im Netz abrufbar. Dabei setzen wir auf Open Educational Resources (OER) mit interaktiven Übungen, die mittels offener Standards leicht von Lehrkräften in ihrem Unterricht eingesetzt werden können. Mit den Lerninhalten wollen wir dem Bildungsauftrag nachkommen, denn nur wenn sich das Kompetenzniveau gesamtgesellschaftlich steigert, ist selbstbestimmtes Leben in einer digitalen Welt möglich.

Unser gesamter online Auftritt der epicenter.academy inklusive der Lerninhalte ist dabei auf Barrierefreiheit ausgelegt. Das umfasst z.B. die Struktur, Bildbeschreibungen, Untertitel in Videos oder Mindestkontraste durch die passende Farbauswahl. Unser E-Learning wurde bereits in die Eduthek des Bildungsministeriums aufgenommen und für den Einsatz mit Schüler:innen der Sekundarstufe 2 und die Lehrer:innenfortbildung empfohlen. Auch die Aufnahme des Projekts in den Maßnahmenkatalog für Cybersicherheit des Bundeskanzleramts wurde uns bereits bestätigt.

Das Pilotprojekt: Workshops für junge Menschen

Mit der Ausbildungsreihe „Digitale Selbstverteidigung für junge Menschen“ haben wir in den letzten 15 Monaten ein Trainingsprogramm für die Zielgruppe 15-19-jährige Menschen erarbeitet und ausgerollt. Wir haben dazu ein Train-the-Trainers-Programm entwickelt und bereits die erste Generation an Trainer:innen ausgebildet. Die zweite Generation soll bereits um den Jahreswechsel hinzu kommen.

Unser Ziel dabei ist, die Begeisterung für Technik mit fundiertem Wissen zu verbinden: Ohne erhobenen Zeigefinger treten wir für eine selbstbestimmte Nutzung ein. Statt Vermeidungsansätze und -appelle zu forcieren, steht die informierte Nutzung und die Freude am Gerät im Mittelpunkt. Darüber hinaus wird durch unser Projekt der Blick junger Menschen für die weitreichenden Aspekte der Digitalisierung geschärft (z.B.: Was wissen eigentlich Google, Instagram, Microsoft, TikTok & Co. über mich und was machen sie mit diesem Wissen?) und sie erwerben Kompetenzen, praktische Kenntnisse und Know-how, das die eigene Handlungsfähigkeit im Umgang mit digitalen Technologien erweitert. Diesen Ansatz bauen wir nun aus, indem wir unsere Workshops auch speziell für Klein- und Mittelbetriebe, sowie Träger:innen von Berufsgeheimnissen anpassen.

Evaluierung

Unsere gesamte Bildungsarbeit wird von einer externen Evaluatorin begleitet, um messbare Ergebnisse zu liefern und laufend Verbesserungen vornehmen zu können. Das Workshop-Programm „Digitale Selbstverteidigung für Lehrlinge“ wurde von den ersten rund 900 teilnehmenden Schüler:innen an 20 unterschiedlichen Standorten in niederösterreichischen Landesberufsschulen bewertet und zeigt die deutliche Bewusstseins- und Wissenssteigerung im Endbericht der Evaluierungsergebnisse. Die Evaluierung dient der Sichtbarmachung von Erfolgen sowie der Reflexion und Verbesserung unseres Angebots. Dies hilft uns, unser Programm stetig weiterzuentwickeln und auszubauen.

Die epicenter.academy

Nun ist es so weit: Mit der Gründung der epicenter.academy GmbH, die zu 100% im Eigentum des gemeinnützigen Vereins epicenter.works steht, schließen wir die Pilotphase ab und gehen noch weiter in die Breite. Mit einer Firma wird es uns auch möglich gewinnbringend Leistungen anzubieten, um damit unsere Schwerpunkte um Klein- und Mittelbetriebe, Menschen mit Berufsgeheimnissen und die Aus- und Weiterbildung von Multiplikator:innen zu erweitern. Die Arbeit an Schulen und in der Lehrer:innenaus und -fortbildung soll damit querfinanziert werden. In Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium halten wir jetzt schon Vorträge für die Datenschutzbeauftragten aller Bildungsdirektionen und der Pädagogischen Hochschulen. Im Sinne der Verbreiterung unseres Angebots werden wir auch das E-Learning für zusätzliche Zielgruppen anpassen und weiterentwickeln. Neue Kapitel zu Digitaler Kriminalität und Künstlicher Intelligenz werden gerade ausgearbeitet.

Wichtig ist uns, dass mit der epicenter.academy die politische Arbeit des Vereins bereichert und nicht gefährdet wird. Die Academy wird ausschließlich Bildungsangebote und keine Beratungsleistungen anbieten. Wir werden weiterhin unabhängig von großen Technikfirmen und politischen Parteien bleiben. Die politische Geschäftsführung des Vereins wird weiterhin über die Unabhängigkeit der Geschäftstätigkeit der GmbH wachen.