Die Deutsche Telekom musste sich bei ihrer Hauptversammlung am 31. Mai auf Gegenwind einstellen. Ihr neuer Tarif "StreamOn" verletzt das von der Europäischen Union festgeschriebene Prinzip der Netzneutralität. Unser Geschäftsführer Thomas Lohninger stand auf und hat in seiner Rede auf der Hauptversammlung die Gefahren des neuen Produkts aufgezeigt.

Netzneutralität besagt, dass Daten unterschiedlicher Anbieter und Art im Netz gleich behandelt werden müssen. "Deshalb sollte die Bundesnetzagentur StreamOn verbieten", fordert Thomas Lohninger. In einer 38-seitigen Analyse hat epicenter.works sich an die Bundesnetzagentur gewandt und detailliert dargelegt, wieso StreamOn der Deutschen Telekom nicht mit der EU-Verordnung zur Netzneutralität vereinbar ist.

Die Deutsche Telekom ist gerade dabei, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. StreamOn schränkt die Wahlfreiheit der Kunden ein und gefährdet die Innovation und den freien Wettbewerb im Internet. Die ersten kleineren Anbieter wie bitlove wurden von der Telekom bereits abgelehnt - und das mit fadenscheinigen Begründungen. Große Videoanbieter wie Vimeo haben klargemacht, dass sie technisch und administrativ gar nicht in der Lage sind, Partner von StreamOn zu werden.

Anstatt eine Konkurrenzplattform zum offenen Internet aufzubauen, in der kleine und ausländische Anbieter diskriminiert werden, sollte die Telekom ihren Kunden einfach mehr Datenvolumen für das echte Internet zur Verfügung stellen. "Mit dem Modell von StreamOn muss ein Anbieter bald Verträge mit allen Internetanbietern abschließen, vor deren Kunden er nicht benachteiligt sein will", sagt der Netzneutralitätsexperte Thomas Lohninger. "Kunden werden bald den Überblick verlieren, welcher Dienst im Internet wie viel kostet. Damit verliert das Internet seinen freien, innovativen Charakter. Mit StreamOn sägt die Deutsche Telekom nicht nur an dem Ast, auf dem sie sitzt. Nein, vielmehr betreibt der Konzern Brandrodung in dem Wald, von dessen Früchten er sich ernährt."

Die Bundesnetzagentur in Bonn prüft derzeit StreamOn. Experten sind sich einig, dass der Tarif in der vorliegenden Form gegen geltendes EU-Recht verstößt. Vor allem die Drosselung von unbeteiligten Streaming-Anbietern sei unhaltbar. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) kommt zu einem klaren Urteil: "StreamOn verletzt die Netzneutralität", heißt es in einem Papier für die Regulierungsbehörde. StreamOn verringere auf lange Sicht die Wahlfreiheit bei Streamingdiensten, führe zu höheren Mobilfunkpreisen und wirke sich negativ auf Innovationen aus.

Vor der Hauptversammlung veranstaltete der Chaos Computer Club Cologne eine Demonstration für echte Netzneutralität und Mehr Datenvolumen für Alle. Die Fotos davon findet ihr auf Flickr

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